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«Das vergangene Jahr war der Wahnsinn»

Es ist der Traum eines jeden Fussballfans: Regisseur Simon Helbling durfte die Schweizer Nationalmannschaft während einem ganzen Jahr begleiten. Entstanden ist die sechsteilige Doku «The Pressure Game», die einen einzigartigen Einblick in das Leben der Fussballprofis bietet. Im Interview hat er mit uns über seine Arbeit gesprochen.

Woher kam die Idee für die Doku-Reihe «The Pressure Game»?
Ich habe schon mehrfach mit Samy Ebneter von der Videoagentur freshcom zusammengearbeitet. Er ist Teil des Medienteams der Schweizer Nati. Nach der Europameisterschaft haben wir uns mit der Idee zusammengetan, über die Männer hinter dem Sport eine Serie zu machen. Damit sind wir zur Produktionsfirma stories gegangen.

Wie ist es dann zur Zusammenarbeit mit der SRG gekommen?
Das Projekt haben Samy Ebneter und ich gemeinsam mit der Produktionsfirma stories entwickelt, die in der Schweiz auf einem sehr hohen Niveau arbeitet. Wir haben das auf einen Stand gebracht, bei welchem wir schon einige Aufnahmen präsentieren konnten. Damit sind wir auf die SRG zugegangen. Für uns ist die SRG die richtige Partnerin, weil sie bereits Medienpartnerin des Schweizerischen Fussballverbandes ist. Wenn man sich vorstellt, was es logistisch bedeutet, so etwas zu filmen: Bei den Spielen der Nations League in Portugal, Tschechien, Spanien, in Katar bei der WM. Da waren wir angewiesen auf eine solche Partnerschaft und diese hat sich zu einer tollen Zusammenarbeit entwickelt.

Wie hat sich das Produktionsteam vor Ort zusammengesetzt?
Vor Ort in Katar oder überhaupt bei den Spielen und im Trainingscamp hatten wir einerseits Samy Ebneter mit der Kamera im Team der Schweizer Nationalmannschaft. Zusätzlich hatte ich mit Debby Caplunik eine sogenannte Line Producerin dabei. Sie war dafür verantwortlich, dass alles organisiert ist – dass wir bei jeder Eventualität bereit sind, darauf zu reagieren. Wenn beispielsweise eine Kamera in den Pool fällt. Zusätzlich hatten wir in Katar unseren Allrounder Gian Dolder dabei. Er hat den Ton aufgenommen, die zweite Kamera geführt und auch die ganze Datensicherung übernommen. Wir haben jeden Tag viele Aufnahmen gemacht, die aus der Kamera geladen, gesichert und in die Schweiz geschickt werden mussten. Für die Spiele war zudem ein Kameramann mit einer langen Linse im Einsatz, um eine cineastische Perspektive einzufangen.

Aus welchem Grund waren Sie während dem Dreh im Nati-Trikot unterwegs?
Für die Organisation der Nationalmannschaft, mit welcher ich mitgereist bin, war es im Alltag einfacher, dass ich auch eines ihrer Tenues trage. Für die Arbeit ist das etwas Spezielles. Einerseits ist es der Wunsch jedes Dokumentarfilmers – wenn ich einen Dokumentarfilm über einen Fisch mache, wäre ich beispielsweise auch am liebsten selber einer, um das mitzuerleben. Andererseits hat es sich auch komisch angefühlt, weil ich ja keiner von ihnen bin. Trotzdem ist man in diesem Tenue dabei und lebt das Leben und die Reisen mit. Das war eine sehr spezielle Erfahrung.

Welcher Moment ist Ihnen auf diesen Reisen speziell in Erinnerung geblieben?
Einen erinnerungswürdigen Moment sieht man in der vierten Episode: Die Nationalmannschaft hat immer einen Schuhmacher dabei. Weil die Sache mit den Fussballschuhen entscheidend ist für die Spieler. Da gab es einen Moment, als Granit Xhaka einen neuen Schuh anprobiert hat und man hat gemerkt, dass er als Fussballer haargenau weiss, ob ein Schuh passt oder nicht. Es ist dann eine lustige Diskussion entstanden zwischen Granit und dem Schuhmacher Jean-Benoit Schüpbach, als sie darüber gestritten und gelacht haben.

Welcher Spieler hat Sie als Person besonders überrascht?
Mich haben ehrlich gesagt fast alle Spieler als Person überrascht. Vor allem deswegen, weil ich kein klares Bild davon hatte. Über Leute wie Granit Xhaka wird vielfach etwas polemisch geschrieben, was einen im Kopf prägt. Wenn man ihn als Menschen kennenlernt, ist er ganz anders. Er ist schon sehr intensiv, ambitioniert und ehrgeizig – das sind aber alle Spieler. Er ist aber auch ein wahnsinnig lustiger, fürsorglicher und herzlicher Typ. Oder auch Murat Yakin, den man von Aussen als coolen Typen wahrnimmt. Welches Arbeitstier da aber dahinter steckt – wie viel und akribisch er arbeitet – hat mich sehr erstaunt. Weil ich es bis dahin nicht wusste.

Wie viel haben Sie in den vergangenen Monaten über Fussball gelernt?
Ich durfte sehr viel über Fussball lernen aus der Perspektive der Spitzensportler. Ich habe von aussen manchmal das Gefühl, dass man gar nicht richtig weiss, was dazugehört. Man kennt sie zwar von Panini-Bildern oder sie werden irgendwo mit einem teuren Auto abgelichtet. Mich hat es ehrlich gesagt beeindruckt, was für ein hartes Leben sie haben. Um als Spitzensportler auf diesem Level bestehen zu können, braucht es einiges. Ich habe den Eindruck, in anderen Sportarten ist der Narrativ, wie viel Arbeit dahintersteckt, etwas präsenter. Bei den Fussballern hat man immer das Gefühl, dass sie «tschüttele» dürfen. Es ist nicht so etwas hartes wie ein Marathonlauf. Es ist aber Knochenarbeit, was diese Spieler machen.


Sämtliche Folgen der Serie können auf Play Suisse kostenlos gestreamt werden.


Text: SRG.D

Bild: SRG.D

Video: SRG.D

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